Donnerstag, 18. Juli 2013

Freude

Hallo zusammen!

Heute möchte ich einmal etwas Neues ausprobieren und etwas posten, was ich geschrieben habe. Früher habe ich wesentlich mehr verfasst, doch irgendwann kam eine Schreibblockade auf und ich habe seitdem auch nichts mehr geschrieben. Das hier ist einer der ersten kurzen Texte, die seitdem entstanden sind.

Freude

Konnte es das Leben besser mit ihr meinen? Sie glaubte nicht. Es war einfach alles geradezu perfekt. Der Job, ihr Hobby, ihre Zeit. Alles lief wie am Schnürchen, alles gelang ihr. Natürlich, sie musste sich dafür ein wenig anstrengend, aber es lohnte sich jedes Mal aufs Neue. Sie fühlte sich wie ein richtiges Glückskind, auf der Sonnenseite, wie man so schön sagte.

Und nicht nur das, sie hatte sich auch nach langer, langer Durstrecke erneut verliebt. Dieses wunderbare Gefühl hatte sie schon fast vergessen gehabt und es überraschte sie wie beim ersten Mal. Sie liebte. Dieses Flattern im Magen, diese Aufgeregtheit bei jedem Blick und Wort – sie genoss es einfach. Wunderschön bereits Zeit mit ihm verbringen zu dürfen. Mit ihm zu reden, ihn anzusehen und einfach Spaß zu haben. Mit ihm konnte sie lachen, mit ihm konnte sie offen sein – wann hatte sie das zuletzt erlebt? Es war einfach der Wahnsinn.

Die Liebe machte sie noch viel glücklicher als sie bereits war, obwohl sie es ursprünglich gar nicht gewollt hatte. So leicht verschenkte sie ihr Herz nicht. Das behielt sie normalerweise für sich und ging sehr sparsam mit ihrer Zuneigung um. Nicht in diesem Fall. Ohne dass sie es überhaupt bemerkt hätte, hatte sich ihr Herz auf den Weg zu einem anderen gemacht und sie dann mit der Tatsache überrascht. Zunächst hatte sie sich dagegen auch gewehrt – was sollte sie denn jetzt schon wieder mit dieser Ablenkung anfangen? Doch nach und nach wurde ihr klar, dass es wohl nicht möglich sein würde, solche Gefühle zu ignorieren. Und dass das vielleicht auch gar nicht sinnvoll wäre. So ließ sie sie also zu und beschloss, darunter nicht zu leiden. Sie wollte lieben und genießen. Jede Sekunde, egal, was sie bekam.

Ob ihre Liebe erwidert wurde, war ihr egal. Sie würde es ihm auch nicht sagen, denn sie befürchtete eine Absage. Doch wenn er es nicht erfuhr, könnten sie weiterhin Zeit miteinander verbringen. Reden, Spaß haben – eine perfekte Freundschaft. Mehr wollte sie gar nicht. Sie war zufrieden damit, zu wissen, dass richtige Liebe für sie noch möglich war. Zu wissen, dass sie nicht kalt und unnahbar geworden war. Zu wissen, dass auch sie nicht anders als alle anderen war. Das tat sehr gut.

Warum um Himmels willen sollte sie dies also aufs Spiel setzen? Sie sah keinen Grund dafür. Es war so nahe an der Perfektion, da wäre der Wunsch nach Verbesserung wirklich eine Schande gewesen. Und – die Möglichkeit bestand ja – wenn es herauskäme, dann könnte das Ganze sich auch völlig anders entwickeln. In eine Richtung, die sie gar nicht wollen würde. Das wollte sie vermeiden und stattdessen wieder genießen.

Und dazu gehörte nicht nur die Liebe zu ihm, nein, auch die Liebe zum Leben war es, die sie so glückselig machte. Sie hatte Zeit für sich und ihre Wünsche, für ihre Freunde, für alles, worauf sie Lust hatte. Und sie hatte Lust auf das Leben. Sie stürzte sich mit vollem Elan hinein und nahm mit, was sie bekam. Wilde Feiern, heftige Abstürze, tiefsinnige Gespräche – all das erlebte sie in ungewohnter Brillanz. Sie war der Inbegriff des lebendigen, glücklichen Menschen. Für sie könnte es auf diese Weise noch ewig weitergehen. Doch allein das Wissen, dass es eben nicht immer so sein würde, ließ sie ihre Zeit noch wertvoller schätzen. Aber selbst wenn einmal eine schlechtere Zeit eintreten würde, so war sie sich sicher, würde sie immer noch von diesen wunderbaren, einzigartigen Erinnerungen zehren können, bis sie erneut eine Hochphase ihres Lebens erleben würde.

Ja, es war wahrlich eine richtige Hochphase. Ihr ging es gut, sie wusste es wertzuschätzen. Ihr war aber auch bewusst, dass es nicht allein eine Glückssache gewesen war, die sie so zufrieden gemacht hatte, nein, es war zu einem guten Teil auch ihre eigenen Bestrebungen gewesen. Eifrig hatte sie an ihrem Plan von einem guten Leben gearbeitet, hatte viele schlechte Zeiten erlebt und gemeistert und war daran gewachsen. Gewachsen, gereift und glücklich geworden.

So optimistisch sah sie nun ihrer Zukunft entgegen.

Liebe Grüße

Eure Ding(s)

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